Halide Edip Adivar und der Völkermord an den Armeniern

Im Zuge des Völkermords an den Armeniern wurde eine systematische Türkisierung durchgeführt, die ebenfalls für die Überlebenden des Genozids, mehrheitlich Kinder,[1] in Form einer Umerziehung vorgesehen war.[2][3] Die anfänglichen Bedenken Halide Edips, die sie Cemal Pascha gegenüber bezüglich der Konvertierung armenischer Waisen zum Islam äußerte,[4] änderten sich im weiteren Verlauf jedoch zu einer Befürwortung der Assimilation der Armenier.[5] Für diesen Zweck war sie als Schulinspektorin und Internatsleiterin im Libanon tätig und leitete unter anderem eine Schule in Damaskus.[6][7]

Im französischen Collège Saint Joseph-Antoura in Aintoura, Libanon, aus dem die Lazaristen von Türken vertrieben worden waren und welches man daraufhin in ein türkisches Waisenhaus umwandelte, wurden unter der Leitung von Cemal Pascha und Halide Edip Adıvar etwa 1.000 armenische und 200 kurdische Waisenkinder türkisiert.[8][9][10] Dazu gehörte, dass armenische Namen der Waisenkinder in türkische umgewandelt, ihre Geburtsurkunden gefälscht und sie zwangsislamisiert und als Muslime erzogen wurden. Das Reden und Schreiben auf armenisch wurde verboten und eine Nichteinhaltung dieser Regel mit Prügel geahndet.[8][7][11]


Quellen:
1. Volkhard Knigge, Norbert Frei: Verbrechen erinnern. Die Auseinandersetzung mit Holocaust und Völkermord. C.H. Beck Verlag; Auflage: 1. Aufl., 2002. S. 48

2. Martin Tamcke: „Dich, Ararat, vergesse ich nie!“: Neue Beiträge zum Schicksal Armeniens und der Armenier. Lit Verlag; Auflage: 1., Aufl., 2006. S. 74

3. Tessa Hofmann: Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912-1922. Lit Verlag; Auflage: 2. aktualisierte Auflage, 2007. S. 78

4. Keith David Watenpaugh: The League of Nations’ Rescue of Armenian Genocide Survivors and the Making of Modern Humanitarianism, 1920–1927. In: American Historical Review. December 2010. S. 1332

5. Historian challenges politically motivated 1915 arguments. Today’s Zaman. 22. März 2009.

6. Harriet Juliet Fisher: Adana. Inquiry Document 813, in: James L. Barton: Turkish Atrocities. Statements of American Missionaries on the Destruction of Christian Communities in Ottoman Turkey, 1915–1917, Gomidas Institute, Ann Arbor (MI) 1998 ISBN 1-884630-04-9, Seite 164 f.

7. Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006 ISBN 2-7381-1830-5. S. 843

8. Robert Fisk: Living proof of the Armenian genocide. The Independent. 9. März 2010.

9. S.D. Hunchakian Youth Visit St. Joseph Antoura French College. 30. April 2012.

10. Ayşe Hür: 1915’ten 2007’ye Ermeni yetimleri. Radikal. 20. Januar 2013.

11. Keith David Watenpaugh: “Are There Any Children for Sale?”: Genocide and the Transfer of Armenian Children (1915–1922). In: Journal of Human Rights, Volume 12, Issue 3. S. 283-295. Routledge, 2013. S. 293